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Bloggen ist Kommunikation – Interview mit Blogtrainer Karl-Heinz Wenzlaff

I N T E R V I E W

„Bloggen ist Kommunikation und ein Schaufenster Ihres Unternehmens“

 

Karl-Heinz Wenzlaff versteht etwas davon, er ist ein Profi und gibt sein Wissen anderen weiter. Als Blogtrainer ist er auf Unternehmensblogs, Produktblogs, CEO-Blogs, Mitarbeiterblogs und Businessblogs spezialisiert.


Karl-Heinz Wenzlaff - BlogtrainerWeblogs (kurz: Blogs) haben längst die Schwelle vom privaten Internet-Tagebuch zum wirksamen Instrument der Unternehmenskommunikation überschritten. Sie gelten als Komponente der webbasierten Kommunikation mit der höchsten Zuwachsrate und machen wahr, wozu das Internet einst entwickelt wurde: Ein weltweites Medium zu sein, in dem jedermann nicht nur Informationen konsumieren, sondern auch problemlos publizieren kann. Business Blogs als moderne Online-Technik ergänzen klassische Websites hervorragend oder ersetzen sie völlig.

Kennengelernt habe ich Karl-Heinz Wenzlaff bei einer Networking-Veranstaltung der Berliner Köpfe.


Steffen Klaus:
Du nennst dich selbst Blogtrainer. Wie bist du auf diese Idee gekommen? Wie ist diese Geschäftsidee entstanden?
Karl-Heinz Wenzlaff: Ich blogge seit 2005 privat und wollte schon lange dieses Hobby zum Beruf machen. Ich berate Unternehmer, wie sie mit dem Bloggen ihr Standardgeschäft forcieren können.

Steffen Klaus: Du bist selbst aktiver Blogger, also nicht „nur“ ein Blogtrainer. Was macht einen aktiven Blogger aus?
K.H. Wenzlaff: Bloggen ist Kommunikation. Blogger und bloggende Unternehmer wirken authentischer im Vergleich zu Unternehmern, die einfach nur eine Nachricht an Ihre Kunden senden.

Steffen Klaus: Warum ist es heutzutage besonders für Unternehmen notwendig zu bloggen?
K.H. Wenzlaff: Nicht jedes Unternehmen muss bloggen, aber es gibt Branchen, in denen eine echte Kommunikation mit dem Kunden wertvoll ist.

Steffen Klaus: Kannst du dazu einige Beispiele nennen, für welche Branchen es wichtig sein könnte?
K.H. Wenzlaff: Ja, zum einen beratende Berufe. In Deutschland gibt es mehr als 100 Rechtanwaltsblogs. Viele bekommen heute so einen Großteil ihrer Mandaten. Dann Hersteller solcher Produkte, die besonders gut optisch zu präsentieren sind, wie Mode…

Steffen Klaus: Das verwundert sicherlich Viele. Denn die meisten denken wahrscheinlich, gebloggt wird nur im Medienbereich. Welche Hersteller sind das?
K.H. Wenzlaff: Begonnen hat das schon vor einigen Jahren im Foodbereich. Bekannt sind die Blogs von Frosta oder das bekannte Blog der Kelterei Walter aus Arnsdorf bei Dresden.

Steffen Klaus: Die Zahl der Blogs in Deutschland wächst zunehmend. Werden diese Blogs überhaupt noch gelesen?
K.H. Wenzlaff: In Deutschland gibt es mehr als 100.000 Blogs, davon etwa 2000 bis 3000 BusinessBlogs. Auf einen Kommentator, also einen Autor eines Blogs, kommen nach meinen Statistiken, über 100 echte Leser. D.h., die Leser sind da, auch wenn nur wenige sich trauen zu kommentieren und die Leser eines Business Blogs sind potenzielle Käufer.

Steffen Klaus: Wie kann man sich so ein Blogtraining oder Coaching vorstellen?
K.H. Wenzlaff: Blogtraining geschieht im Rahmen von Projekten, wenn Unternehmen ihre Mitarbeiter auf das Bloggen im Unternehmen vorbereiten. Um ein neues Unternehmensblog zu starten ist die Vorbereitung der Mitarbeiter der Schlüssel zum Erfolg.

Steffen Klaus: Wie kommen deine Kunden auf dich zu und wie merken diese, dass sie Hilfe benötigen?
K.H. Wenzlaff: Um meine Kunden zu finden, blogge ich natürlich selbst und bin in „Social Networks “ unterwegs. Der Rest ist Mundpropaganda.

Steffen Klaus: Wieviele Leser hat im Moment dein Business-Blog?
K.H. Wenzlaff: Durchschnittlich 200 eindeutige Leser, mit etwa 700 Seitenabrufen pro Tag. Die Hälfte davon kommt über Suchmaschinen über Suchbegriffe wie Blogberatung, „Web 2.0 Seminar“ usw. Darüber hinaus habe ich etwa 200 Feedreader -Abonnenten.

Steffen Klaus: Was darf man bloggen und was sollte man lieber nicht machen?
K.H. Wenzlaff: Als Einzelunternehmer oder mittelständisches Unternehmen kann und darf man alles das schreiben, was man auch in seine sonstigen Pressemitteilungen, Unternehmensmeldungen oder Werbeflyer schreiben würde. Wenn Mitarbeiter einbezogen sind, die bisher das Unternehmen nicht nach außen vertreten haben, ist es sinnvoll, entsprechende Regeln abzusprechen. Das ist von Branche zu Branche und von Firma zu Firma sehr speziell. Dazu gibt es eine sogenannte „Blog Policy“.

Steffen Klaus: Im Zeitalter von Web 2.0 werden die User zu aktiven Medienproduzenten. Könnte das auch als Konkurrenz zu den großen Medienkonzernen bewertet werden?
K.H. Wenzlaff: Auch Unternehmensblogs gehören zum „Mitmachweb 2.0„. Die Gewichte verschieben sich zur Zeit extrem. Die Klickzahlen großer Webcommunities, die für die Werbeindustrie eine Rolle spielen, sind bei den Onlineablegern der etablierten Medien teilweise rückläufig, während sie bei Social Networks und großen Blogs zunehmen. Werbebudgets wandert mit den Kunden zu den Onlinemedien, und zwar nicht zu den Onlineablegern der alten Medien.

Steffen Klaus: Gibt es Beispiele die du nennen kannst?
K.H. Wenzlaff:Nicht nur XING, sondern StudiVZ, SchülerVZ, Lokalisten, Qype, nehmen alten Medien die knappe Onlinezeit der Nutzer weg. Wer im Web bloggt oder in Social Networks unterwegs ist, hat keine Zeit, Werbung im Fernsehen zu schauen. Business Blogs nehmen diesen Trend aktiv auf und ziehen den Verbraucher in ihre Communities ein, indem sie Vertrauen schaffen.

Steffen Klaus: Wie wichtig ist der Google-Faktor, sprich SEO beim bloggen?
K.H. Wenzlaff: Blogs haben gegenüber statischen Webseiten den Vorteil, dass sie einfach für Suchmaschinen zu optimieren sind. Man kann sehr schnell mit Blogs Themen besetzen und gute Inhalte einbringen. Das honorieren Suchmaschinen. Wer heute seine Webseite suchmaschinenoptimieren möchte, sollte ernsthaft über einen Blogeinsatz nachdenken. Bevor man „unseriösen“ Optimierern sein halbes Marketingbudget opfert, sollte man sich seriös beraten lassen. 🙂

Steffen Klaus: Lohnt es sich da überhaupt noch eine statische Website zu veröffentlichen?
K.H. Wenzlaff: Der Trend geht ohnehin zu Content Management Systemen . Technisch sind Blogs ganz einfache Content Management Systeme. Wenn Existenzgründer starten, rate ich dazu, sofort mit einem Businessblog loszulegen.

Steffen Klaus: Gibt es noch andere Vorteile?
K.H. Wenzlaff : Ja, ein Blog ist einfacher zu pflegen, Blogsoftware kostet praktisch nichts und es gibt viele nützliche Zusatzkomponenten (Plugins), die leicht zu nutzen sind und die den Leser zum Stammleser oder Stammkunden machen.

Steffen Klaus: Werden da Webseitengestalter und Webdesigner überhaupt noch gebraucht?
K.H. Wenzlaff: Natürlich, denn jede wenn auch kostenlose Vorlage aus dem Web kann und sollte man an die Bedürfnisse der eigenen Kunden und der eigenen Firma (CI) anpassen. Ein guter Designer ist auch für „die Augen der Leser gut“. 🙂

Steffen Klaus: Viele, die gern bloggen möchten, haben Angst das sie unter der wachsenden Flut der Blog-Einträge untergehen und scheuen den Aufwand. Wie ist deine Meinung dazu?
K.H. Wenzlaff: Das wäre ein Luxusproblem, denn auch ein Blog muss erst einmal seine Leser finden. In die Aufgabe der Moderation wächst jeder hinein, der auch sonst gern Umgang mit Kunden hat.

Steffen Klaus: Wie schaffe ich es als Blogger-Neuling eine Leserschaft anzuziehen?
K.H. Wenzlaff: Indem ich auf Blogs, die das gleiche Thema besprechen oder aus der gleichen Branche kommen, nicht nur lese, sondern offen kommentiere und positiv zur Diskussion beitrage. Das bringt Neugierige Leser auch auf mein eigenes Businessblog.

Steffen Klaus: Was macht einen gutes Blog aus?
K.H. Wenzlaff:Ein gutes Blog macht aus, dass der Leser in einem Rhythmus (kann täglich, wöchentlich sein) immer wieder spannende Artikel findet und deshalb wiederkommt. Dann sollten Kommentare sofort sichtbar sein, aber gut moderiert werden. Blogs sind Gespräche – Blogger sind gute Zuhörer und Kommunikatoren.

Steffen Klaus: Die Regelmäßigkeit der Blogeinträge macht es also aus?
K.H. Wenzlaff: Ja, denn wer zweimal auf eine Seite kommt, auf der nichts neues steht, kommt kein drittes Mal. Es gibt wundervolle und grafisch schicke statische Seiten im Web, die jedoch niemand liest.

Steffen Klaus: Wie könnte ein Einstieg in die „Blogger-Szene“ aussehen? Welchen Tipp kannst du dazu geben?
K.H. Wenzlaff: Blogs lesen, Blogverzeichnisse durchstöbern (blogalm.de, bloggerei.de) und die Blogsuchmaschinen benutzen (Technorati, Google Blogsearch). Dann platzt hoffentlich der Knoten, und man wird vom vom (passiven) Leser zum Kommentator und selbst zum Blogger.

Steffen Klaus: Ist es sinnvoll auch Mitbewerber in das Blogverzeichnis aufzunehmen?
K.H. Wenzlaff: Du meinst Blogroll? Natürlich, denn das ist doch ein Beweis für ehrliche, authentische Kommunikation.

Steffen Klaus: Vielen Dank für das nette Interview.
K.H. Wenzlaff: Gern geschehen. Viele Grüße an deine Leser, Steffen!

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Zunächst vielen Dank für das interessante Interview. Ein Blog ist auch immer aus SEO Sicht eine lohnenswerte Angelegenheit. Denn wer regelmäßig bloggt schafft neue Inhalte und macht sich somit für Suchmaschinen interessanter.

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